Über Gunter Demnig und sein Kunstprojekt
 
 
 
Gunter Demnig lässt erst die Augen stolpern, dann die Gedanken. Obwohl die “Stolpersteine” des Kölner Künstlers sauber in den Gehweg eingelassen sind, halten Passanten an und lesen. “Hier wohnte”, beginnt die in Messing geprägte Inschrift auf den Betonquadern von zehn Zentimetern Kantenlänge. Kaum mehr als eine Name, sowie Datum und Ort des Todes eines von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen folgen. In über 190 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland hat Gunter Demnig seine Stolpersteine verlegt, über 50.000 bisher. Was 1993 begann, wird so etwas wie das größte dezentrale Denkmal für Opfer des Nationalsozialismus.
 
   
   
   
  “Es ist für alle Opfer”, sagt der 57-Jährige, “für Juden, Roma und Sinti genau sowie für Homosexuelle und Widerstandskämpfer.” Und es ist ein Denkmal von “unten”, an dessen Bau viele lokale Initiativen beteiligt sind. Nicht nur Verwandte und Nachkommen von Opfern fragen Demnig nach einem Stein. Häufig übernehmen Privatpersonen, Schulen oder Hausgemeinschaften die Initiative, recherchieren Namen und beantragen Genehmigungen. Der in Berlin geborene Demnig hat als politischer Künstler schon vor dem Stolperstein-Projekt öffentliches Interesse erregt. 1990 zeichnete er in Köln mit Kreide den Weg nach, den Roma und Sinti bei ihrer Deportation nehmen mussten. Als er die Markierung drei Jahre später mit Messingplatten erneuerte, war es das Gespräch mit einer älteren Frau, das die Idee zu den Stolpersteinen anregte. “Bei uns gab es doch keine Zigeuner”, behauptete sie. “Sie wusste einfach nicht, dass sie ihre Nachbarn waren”, erinnert sich Demnig. “Das wollte ich ändern.“ Mit den Steinen will er die Namen der Opfer zurück an die Orte bringen, an denen diese Menschen lebten. 
 
Textquelle: Laudatio für Gunter Demnig zur Verleihung des Obermayer German Jewish History Award 2005
 
   
   
   
   
 

Gunter Demnigs Webseite: www.stolpersteine.com